Rettet die Burgpassage
Erhalt statt Abriss – Für eine nachhaltige und soziale Innenstadtentwicklung in Braunschweig
Die Braunschweiger Burgpassage – einst das „Glanzlicht der Innenstadt“ – soll abgerissen werden. Geplant sind ein Luxushotel, teure Wohnungen und ein Schulneubau – mit enormen Kosten, massiven Umweltbelastungen und dem Verlust einer traditionsreichen Passage. Wir sagen: Nein zum Abriss, ja zum Erhalt und Umbau!
Hintergrund: Die Burgpassage
Seit 1983 verband die 145 Meter lange Passage Schuhstraße und Hutfiltern und war mit ihrem gläsernen Tonnengewölbe ein architektonisches Highlight. Mit täglich fast 30.000 Besucher:innen zählte sie zu den beliebtesten Passagen Deutschlands. Nach ihrer Schließung 2018 droht ihr nun der endgültige Abriss – trotz zahlreicher nachhaltiger Alternativpläne.

Ein flamboyantes Stück Braunschweiger Stadtgeschichte
Als die Burgpassage am 24. März 1983 ihre gläsernen Pforten öffnete, galt sie als „Glanzlicht der City“. Die 145 Meter lange, überdachte Verbindung zwischen Hutfiltern und Schuhstraße/Kleine Burg entstand auf dem Gelände des ehemaligen Pressehauses der Braunschweiger Zeitung. Schon die Stadtchronik vermerkte damals stolz die Eröffnung der längsten innerstädtischen Passage der Löwenstadt.
Architektonische Strahlkraft und urbanes Leben
Die transparente Tonnendach-Konstruktion bot Schutz vor Wind und Wetter und ließ gleichzeitig viel Tageslicht einfallen – ein Konzept, das Besucher:innen wie Ladenbetreiber begeisterte. In ihren besten Jahren flanierten laut Betreiberangaben täglich bis zu 30 000 Menschen durch das schlanke Einkaufsband; damit zählte die Passage zu den meistfrequentierten in Deutschland. Kleine Boutiquen, Cafés und inhabergeführte Geschäfte profitierten von der hohen Passantenfrequenz und belebten die Innenstadt dauerhaft.
Weshalb sie 2018 schließen musste
Nach Jahrzehnten des Einzelhandelswandels nahm der Leerstand zu. 2018 kündigte der Düsseldorfer Projektentwickler Development Partner den Abriss an, um an gleicher Stelle eine „Burggasse“ – eine nach oben offene Geschäfts- und Wohnstraße mit Hotel und Luxuswohnungen – zu bauen. Kurz vor dem 1. Juli 2018 schloss das letzte Geschäft.
Stillstand statt Neubau
Die Umbaupläne gerieten jedoch ins Stocken: Rechtsstreitigkeiten mit Bestandsmietern, Kostensteigerungen und schließlich die Insolvenz des Projektentwicklers verzögerten das Vorhaben jahrelang. 2024 zeigte sich die Stadt erneut entschlossen, den Abriss umzusetzen – trotz wachsender Kritik von Bürgerinitiativen, Architekt:innen und Umweltschützer:innen, die auf den enormen CO₂-Ausstoß und die Kosten von rund 100 Mio. € verweisen.
Warum der Erhalt heute zukunftsweisend ist
- Schlüsselrolle im Fußwegenetz: Die Passage ist ein wichtiger, wettergeschützter Ost-West-Korridor durch die Altstadt.
- Graue Energie nutzen: Der massive Stahl- und Betonbau speichert bereits enorme Mengen „eingebautes“ CO₂ – ein Abriss wäre klimapolitisch rückwärtsgewandt.
- Sozialer Mehrwert: Statt Luxussegment bietet ein sanfter Umbau Raum für Schule, Markthalle, Ateliers, Wohnen & Kultur.
- Städtebauliche Identität: Das markante Glasgewölbe ist Teil des kollektiven Stadtgedächtnisses – sein Verlust würde eine klaffende Lücke im historischen Gefüge hinterlassen.
Abriss vs Neubau
Hier zeigen wir, warum ein Abriss der Burgpassage gravierende Nachteile hätte – und welche handfesten Vorteile der behutsame Erhalt und Umbau stattdessen bietet.
Nachteile von Abriss und Neuaufbau
• kein Durchgang mehr möglich
• hohe CO2 Belastung durch Abbruch und Neubau
• Kosten in Höhe von 100 Millionen für die Stadt Braunschweig
• die Haushaltsprognose der Stadt Braunschweig liegt für die nächsten 5 Jahre bei 800 Millionen € Defizit
• Hotelbau und Luxuswohnungen gehören nicht zu den originären Bau-Aufgaben einer Stadt
• die geplante Refinanzierung durch Hotel und Luxuswohnungen ist nicht sozialverträglich und dazu mit hohen Risiken verbunden
• die Politiker möchten die Menschen "reinholen" in die Innenstadt, - schaffen aber mit Schul-, Wohn- und Hotelhof keine Öffentlichkeit
• die fehlenden Einstellplätze sind ein Riesenproblem für die geplanten Luxuswohnungen und das Hotel
Vorteile von Erhalt und Umbau
• gute Durchgängigkeit wie bisher
• niedrige CO2-Belastung
• geringstmögliche Kosten
• kurze Bauzeit und keine Beeinträchtigung des Innenstadthandels
• Nachhaltigkeit
• Erhaltung der Denkmalsubstanz
• keine Luxusnutzung
• überwiegende Akzeptanz in der Bevölkerung: 60% gegen Abriss, 30% für Abriss
• große Nutzungsoffenheit
Das sagen die Bürger:innen
Im folgendem Abschnitt zeigen wir einige Kommentare der betroffenen Bürger:innen der Petition
Anonym
Eine derartige Passage mitten in der Stadt haben nur wenige andere Städte. Ein durchaus bedeutsames Marketingmerkmal. In den 50/60er Jahren wurde für eine autogerechte Stadt bereits sehr viel überflüssi-gerweise abgerissen, was letztlich im Schlossabriss gipfelte. Diese Zeiten sind doch vorbei, dachte ich zumindest.
Anonym
Mir als Architekturstudierende im Master ist die Relevanz und der Erhalt architektonischen Erbes besonders wichtig. Über "Abrissaktionen" in der Vergangenheit wird sich immer wieder aufgeregt, und jetzt macht unsere Generation die selben Fehler wie vergangene Genera-tionen. Ein neues Nutzungskonzept zu entwickeln und der "alten* Passage einen neuen "moderneren* Charakter zu verlei-hen.
Anonym
Die Stadt plant völlig an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbei. 60% sind gegen den Abriss, das muss respektiert werden.
Anonym
Verantwortlicher Umgang mit öffentlichen Geldern und objektive Prüfung von kompetenten Vorschlägen ist mir politisch wichtig.
FAQ
Warum wurde die Passage geschlossen?

2018 wurde die Passage geschlossen, nachdem die meisten Mieter ausgezogen waren. Der ursprünglich geplante Neubau verzögerte sich – seitdem steht sie leer.
Warum nicht einfach neu bauen?

Weil es teurer, klimaschädlicher und sozial unausgewogen ist – ein Umbau ist nachhaltiger, günstiger und bringt echte Mehrwerte.
Wer steckt hinter der Petition?

Ein breites Bündnis aus Architekt:innen, Bürger:innen, Stadtplaner:innen und Engagierten aus Braunschweig.
Rettet die Burgpassage